Die Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz und Krakau
Seit dem Jahr 2003 findet am Käthe-Kollwitz-Gymnasium jährlich eine Fahrt nach Oświęcim (Auschwitz) und Krakau in Polen statt.
Aus der Tradition der Mittelstufenfahrten nach Weimar/Buchenwald entstand die Idee einer Gedenkstättenfahrt zum Ort des wohl größten Verbrechens der Menschheit: dem deutschen Konzentrationslager Auschwitz und Auschwitz-Birkenau.
Für drei Tage stehen die Konfrontation mit diesem Ort und die Arbeit am Themenkreis „Nationalsozialismus – Holocaust“ im Mittelpunkt. Bisher ist es jedes Mal gelungen, mit einem ehemaligen Auschwitz-Häftling als Zeitzeugen des verbrecherischen Geschehens zusammenzutreffen. Im Anschluss an den Aufenthalt in Oświęcim lernen die Schülerinnen und Schüler die wunderschöne ehemalige Königsstadt Krakau kennen. Sie besuchen unter anderem das ehemals jüdische Viertel Kazimierz mit seinen inzwischen restaurierten Synagogen. Zudem erfüllt der Besuch Krakaus auch die Funktion, nach den intensiven emotionalen Eindrücken in Oświęcim wieder in die Gegenwart zurückzufinden.
Die Fahrt findet auf freiwilliger Basis statt; sie ist nicht an Kurse der Oberstufe gebunden. Seit dem Jahr 2011 wird sie gefördert von der Stiftung „Erinnern ermöglichen“.
Lesen Sie auf den folgenden Seiten die Erfahrungsberichte von Schülerinnen und Schülern, die diese Fahrt bereits erlebt haben.
Ansprechpartner: Herr Ebbinghaus
Gedenkstättenfahrt der Oberstufe nach Auschwitz und Krakau 2009
„Auschwitz mit eigenen Augen”
Fahrt nach Oświecim/Auschwitz und Kraków/Krakau vom 24.1. – 31.1.2009
Am Samstag, den 24.1.2009, machte sich eine Gruppe von dreizehn 11.- und 12.-Klässlern, einer ehemaligen Schülerin und zwei Lehrern (M. Rüffin und N. Ebbinghaus) mit dem Bus auf den Weg nach Polen. Begleitet wurden sie von insgesamt 24 Schülern von der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Lünen und dem Gymasium an der Schweizer Allee und den dazugehörigen Lehrern sowie drei jungen, aus Polen stammenden Mitarbeiterinnen des organisierenden IBB.
Direkt nach der Ankunft in unserer Unterkunft, dem Zentrum für Gebet und Dialog, ging es weiter zu einer Besichtigung der Stadt Oświecim. Diese erwies sich als ganz normale polnische Kleinstadt, die keines der Bilder, die man mit Auschwitz, dem Namen, den die deutschen Besatzer der Stadt gaben, in Verbindung bringt, bestätigt. Allein das jüdische Zentrum, in dem ein kleiner Einblick in die den meisten unbekannte jüdische Kultur gegeben wurde, gab eine Verbindung zum, an den nächsten Tagen folgenden, schwierigen Thema der deutschen Besatzung.
Am ersten vollen Tag standen vormittags die geführte Besichtigung des Stammlagers (zu Fuß von unserer Herberge zu erreichen) und nachmittags die individuelle Vertiefung des Themas auf dem Programm. Die Teilnehmer teilten sich in zwei Gruppen auf und so durchschritt jeder, mehr oder weniger für sich, das Tor mit der weithin bekannten Aufschrift: „Arbeit macht frei”. Die Ausstellung in den gut erhaltenen Häuserblöcken, angereichert mit Informationen unseres Guides, erwies sich sowohl als sehr informativ als auch eindrucksvoll. Der frei zu gestaltenden Nachmittag ließ jedem die Möglichkeit, sich tiefer gehend mit der Nation oder Gruppe, die einen Teil der Opfer Auschwitzs ausmachte, zu beschäftigen.
Dienstag, der 27.1., stand ganz im Zeichen des 64. Jahrestages der Befreiung des Lagers.
Am Morgen konnte eine Gedenkfeier innerhalb des Stammlagers besucht oder das am Nachmittag folgende Zeitzeugengespräch vorbereitet werden. Die offizielle Gedenkfeier, mit internationaler Medienpräsenz, fand am Mittag in der Turnhalle eines Oświecimer Gymnasiums statt. Sie bestand größtenteils aus Wortbeiträgen ehemaliger Häftlinge, die ihre Geschichte erzählten. Doch nicht nur das Wachhalten der Erinnerung durch Worte war das Anliegen dieser Veranstaltung, sondern ebenso das (symbolische) Weiterreichen der Geschichte an die nächsten Generationen.
Der ehemalige Häftling Herr Paczyński begleitete die Gruppe direkt nach den Feierlichkeiten ins Zentrum für Gebet und Dialog, um direkt nach dem Mittagessen seine ganz persönliche, außergewöhnliche Geschichte zu erzählen und Fragen zu beantworten.
Der letzte Tag in Oświecim beschäftigte sich mit dem grausamsten Teil des ganzen Lagers – dem Vernichtungslager Birkenau. Auch hier war der Besuch geführt, aber anders als im Stammlager war die Gruppe alleine auf dem weitläufigen Gelände.
Nach diesem Besuch begann die Auswertung des ersten Seminarteils mit Gesprächen und der Vorbereitung des Abschieds oder einem erneuten individuellen Besuch des Stammlagers.
Am Abend vor der Abfahrt in Richtung Krakau stand der von einigen Schülern selbst erdachte und organisierte Abschied an. Dieser erfolgte in Birkenau und erreichte trotz einiger Zweifel das gewünschte Ziel; sich in der Gruppe persönlich von dem Ort zu verabschieden und auf eine gewisse Weise vorerst mit dem Thema abzuschließen.
Jeden Abend wurden Gesprächsrunden angeboten, um sich über das Erlebte auszutauschen. Dieses Angebot wurde wohlwollend angenommen und führte oftmals von den konkreten Ereignissen weg und hin zu Diskussionen, die im größeren Zusammenhang mit dem Thema standen. Durch die große Gruppe war es möglich eine Vielzahl an Sichtweisen und Umgangsweisen mit dem Thema kennen zu lernen und Kontakte oder sogar Freundschaften zu knüpfen.
Am Donnerstag, den 29.01., begann der zweite Seminarteil mit der Fahrt nach Krakau. Nach einem kurzen Aufenthalt in der dortigen Unterkunft, dem Sporthotel Olimpia, wurde zunächst der Stadtkern, eine wunderschöne Altstadt, besucht. Dort zeigten und erklärten die Begleiterinnen die zentralen Orte und gaben die wichtigsten Informationen. Doch auch in Krakau wurde das Thema des Nationalsozialismus indirekt wieder aufgegriffen, indem das frühere jüdische Viertel Kazimierz besichtigt wurde, worin auch der Besuch einer noch immer genutzten Synagoge enthalten war.
Nachmittags stand das zweite Zeitzeugengespräch bevor, welches eigentlich schon in Auschwitz hätte stattfinden sollen. Jurek Bielecki berichtete über seine unglaubliche Geschichte, seine einzigartige Flucht, im Namen der Liebe. Diese fesselte die Schüler über drei Stunden und auch alle aufkommenden Fragen wurden von dem ehemaligen Auschwitz-Häftling bereitwillig beantwortet.
Das Abendprogramm war frei gestaltbar, wobei es die Möglichkeit gab ein Klezmer-Konzert zu besuchen, welche auch von einigen Schülern genutzt wurde.
Den 30.01., der letzte Tag in Polen, verbrachte die Gruppe wiederum in der Altstadt, wobei es freigestellt war, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden oder an einer geführten Besichtigung teilzunehmen. Jedenfalls hatten alle die Chance, die Stadt auf die bevorzugte Weise und in persönlichen Interessengebieten näher kennenzulernen.
Um 18.00 Uhr stand die Abreise bevor, sodass der Bus am Morgen des 31.01. Dortmund erreichte. Eine sehr eindrucksvolle und erkenntnisreiche Fahrt ging zu Ende, doch auch nachhaltig werden vermutlich jeden Teilnehmer die Erfahrungen und die selbst erschlossenen Konsequenzen weiterhin beschäftigen.
Gedenkstättenfahrt der Oberstufe nach Auschwitz und Krakau 2008
Vom 27. Januar bis zum 1. Februar 2008 findet zum sechsten Mal die Polenreise nach Oświecim (Auschwitz) und Kraków (Krakau) statt. 23 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 nehmen daran teil. Die Fahrt wird organisiert durch das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk e.V. (IBB) und begleitet von Frau Rüffin und Herrn Ebbinghaus.
Zwei Vorbereitungstreffen beim Polnischen Institut in Düsseldorf und in den Räumen des IBB in Dortmund haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf das Thema „Auschwitz – Holocaust” sowie auf die Begegnung mit dem Nachbarland Polen vorbereitet.
Auf dem Programm während des mehr als dreitägigen Aufenthalts in Oświęcim stehen das Kennenlernen dieser polnischen Stadt, der Besuch in den beiden zentralen Teilen des deutschen KZs Auschwitz (Stammlager und Birkenau) sowie die Begegnung mit Tadeusz Sobolewicz, einem ehemaligen polnischen politischen Häftling von Auschwitz, der nach langjähriger Haft kurz vor der Befreiung des Lagers durch die Rote Armee auf den Todesmarsch gesetzt wurde und erst nach dem qualvollen Aufenthalt in weiteren Konzentrations- und Arbeitslagern in Bayern befreit wurde. Die abschließenden eineinhalb Tage im wunderschönen Kraków, der einstigen Hauptstadt und Sitz der polnischen Könige, bietet einerseits die Möglichkeit der Vertiefung von Eindrücken, andererseits aber auch Gelegenheit, emotional Abstand zu gewinnen von den bedrückenden Erfahrungen in Auschwitz.