Vorwort:
Diese Kampagne ist im Rahmen unseres Projektkurses zum Thema „Sexueller Missbrauch – Wenn Opfer das Schweigen brechen“ entstanden.
Die Thematik rund um sexuellen Missbrauch erfährt gerade durch die Medien so viel Aufmerksamkeit wie noch nie. Unser persönliches Ziel ist es, Sie und euch mit dem Thema vertraut zu machen, da es sich um ein zeitloses Problem handelt.

Jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge wurde schon mal ungewollt berührt oder im Alltag sexuell belästigt.
Deswegen sagen wir:
TRAU DICH
– und breche auch du dein Schweigen!
Denn nicht alle Betroffenen erfahren nach solch einer Tat Gerechtigkeit. Aus Angst vor der Reaktion der Gesellschaft, Scham oder fälschlichen Selbstvorwürfen schweigen viele von ihnen.

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Definition
Unseres Erachtens nach und auf Basis unserer im Laufe des Arbeitsprozesses selbst erstellten Online-Umfrage ist es schwierig, eine einheitliche Definition für sexuellen Missbrauch zu formulieren. Für die Mehrheit der Teilnehmer unserer Umfrage beginnt sexueller Missbrauch beispielsweise bereits bei ungewollten Berührungen.

Allgemein lässt sich sagen, dass für sexuellen Missbrauch immer ein Machtgefälle zwischen dem Täter und dem Betroffenen kennzeichnend ist. So nutzt jemand seine Macht-, Autoritäts- und/oder Vertrauensposition aus, um eigene Bedürfnisse auf Kosten von - aus der Sicht des Täters - unterlegenen Personen zu befriedigen. Diese Machtstrukturen bauen dabei sowohl auf klassischen Abhängigkeitsverhältnissen (z.B. Ausbildungsverhältnissen) als auch auf sozialen Machtungleichheiten (z.B. zwischen den Geschlechtern) auf.
Mit sexuellem Missbrauch geht auch immer die Verletzung des sexuellen Selbstbestimmungsrechts einher. Diese beginnt allerdings nicht erst bei einem sexuellen Übergriff auf einen anderen Körper. Hierbei spielt vielmehr die Perspektive des Betroffenen eine entscheidende Rolle. Das bedeutet, das Erleben und Empfinden des Betroffenen wird zum zentralen Definitionskriterium, wenn es um die Frage geht, wo sexueller Missbrauch anfängt.

Somit steht fest, dass es sich um ein überwiegend subjektives Empfinden des Betroffenen handelt und die Tat folglich zumeist durch ihn als sexueller Missbrauch definiert werden kann.

Vom Tabu zur gesellschaftlichen Aufgabe
In der Vergangenheit galt das Thema sexueller Missbrauch lange als Tabu, da die Geschlechterrollen-Stereotypen in unserer Gesellschaft so fest verankert waren, dass die Unterwerfung der Frau als Selbstverständlichkeit galt. Durch feministische Bewegungen in den 1960er Jahren rückte das Thema immer mehr in den Fokus und weibliche Betroffene begannen immer häufiger ihr Schweigen zu brechen. Doch noch heute finden sich trotz fortgeschrittener Emanzipation die Geschlechter-Stereotype in einigen Lebensbereichen wie beispielsweise in der Arbeitswelt und der Werbung im TV oder in Zeitschriften wieder. Diese gesellschaftlichen Leitbilder führen zu der Mentalität, die Frau sei dem Mann noch immer in einigen Lebensbereichen unterlegen. Darauf basiert das Phänomen des Victim Blaming. Hierbei wird die Schuld für einen Übergriff beim Betroffenen selbst gesucht und somit das Verhalten des Täters entschuldigt. Die Grundlage dafür bilden nach wie vor die Strukturen unseres Gesellschaftssystems, mit denen beispielsweise eine Sexualisierung von Frauen aufgrund ihrer Kleidung einhergeht. Victim Blaming beginnt nicht erst nach der Tat, sondern ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet und fängt schon vorher an. Ein Beispiel dafür sind Aussagen wie „So ein Outfit provoziert halt“, die die Gesellschaft und selbst Betroffene dazu veranlassen, die Tat zu verharmlosen und die Schuld vom Täter zu weisen. Doch genau diese weitverbreitete Einstellung verhindert das Ergreifen von Maßnahmen, die zur Aufklärung beitragen und die Betroffenen dazu ermutigen würden, sich zu öffnen. Somit gilt sexueller Missbrauch als gesellschaftliches Problem und sollte auch als solches behandelt werden.

Aufklärung durch Medien
Medien besitzen aufgrund ihrer großen Reichweite und Akzeptanz der Bevölkerung einen wesentlichen Einfluss auf das Bewusstsein des Einzelnen. Dieser Einfluss sollte gezielt zur Aufklärung genutzt werden und besonders Betroffene dazu ermutigen, ihr Schweigen zu brechen. Dies sollte durch die Vermittlung von Verständnis und Solidarität erfolgen, um ein Gemeinschaftsgefühl zu wecken.
Kampagnen wie „#Metoo“ verfolgen genau solch ein Ziel. Im Zuge des Hashtags teilten viele bekannte Persönlichkeiten ihre Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch und ermutigten durch ihre Vorbildfunktion viele weitere Betroffene, über ihre Erlebnisse zu sprechen.
Trotz der positiven Resultate sollten mediale Kampagnen in diesem Ausmaß mit Vorsicht genossen werden, da oft eine Verurteilung ohne die Berücksichtigung der Unschuldsvermutung erfolgt, welche in einem Rechtsstaat immer gelten sollte.

Trau dich!
Inspiriert von „#Metoo“ entwickelten auch wir im Zuge unseres Projektkurses solch eine Kampagne.
Mit „Trau dich!“ möchten wir an unserer Schule auf dieses Problem aufmerksam machen und ein Gefühl von Solidarität vermitteln.
Wir möchten auch Sie und euch dazu motivieren, offen mit dem Thema umzugehen.

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Sollten bezüglich dieses Themas Fragen oder Gesprächsbedarf bestehen, stehen euch unsere Kinderschutzbeauftragten, Schulsozialarbeiterin sowie unsere Beratungslehrer gerne zur Verfügung.

b1 Frau Rickert, Frau Kahramann-Kilic, Herr Lange, Frau Klimpke

Falls ihr euch nicht an unsere Lehrer wenden möchtet, könnt ihr euch alternativ unter anderem an folgende Beratungsstellen wenden:

Unabhängiger Beauftragte der Bundesregierung: 0800 2255530 (anonym und kostenfrei)
Frauenberatungsstelle: 0231 551008
Nummer gegen Kummer: 1 161 11

 

Eine Projektarbeit von Lea Kießling, Marina Penzel, Lorin Yüzer und Marie Thoms